Die Antwort auf diese Frage ist eindeutig:
„JEIN!“
Betrachten wir zunächst das JA im JEIN. Ja, es gibt eine optimale Temperatur am Arbeitsplatz. Damit ist die Temperatur gemeint, bei der wir uns am Wohlsten fühlen, die gesund für uns ist und bei der unsere Produktivität und Leistungsfähigkeit am Größten sind. Ganz einfach gesprochen ist dies genau die Temperatur, bei der sich unser Körper am Wenigsten anstrengen muss, seine optimale Körpertemperatur von etwa 37 Grad zu halten. Je weniger Energie der Körper selbst zum Heizen oder Kühlen aufwenden muss, umso mehr Energie bleibt für unsere kognitiven Fähigkeiten und unser Immunsystem.
Und damit kommen wir auch schon direkt zum NEIN im JEIN. Es gibt nicht die eine optimale Temperatur, denn „optimal“ ist von vielen verschiedenen Faktoren abhängig:
- Geschlechterspezifika: Frauen und Männer unterscheiden sich in ihrem Stoffwechsel und im Anteil ihrer relativen Muskelmasse deutlich voneinander. Dies führt dazu, dass die Temperatur bei der die Leistungsfähigkeit von Frauen am Höchsten ist deutlich über der von Männern liegt. Wir können die Leistungsfähigkeit von Teams jedoch im gesamten steigern, wenn je nach Mischung der Teams auf die richtige Umgebungstemperatur geachtet wird. Dies zeigt zum Beispiel eine aktuelle Studie aus 2019, die von Agne Kajackaite vom Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung und Tom Chang von der Marshall School of Business in Los Angeles veröffentlicht wurde: Battle for the thermostat: Gender and the effect of temperature on cognitive performance
- Art der Arbeit: Die optimale Temperatur wird wesentlich von der Art der Arbeit, der nachgegangen wird, beeinflusst. Sehr offensichtlich ist dies, wenn wir harte körperliche Arbeit mit einem klassischen Bürojob vor dem Computerbildschirm vergleichen. Nicht ganz so offensichtlich ist der Zusammenhang in einer anderen Situation. So kann die optimale recht hohe Raumtemperatur für eine sehr spannende analytische Tätigkeit bei einer langweiligen repetitiven Arbeit sehr einschläfernd und leistungssenkend wirken.
- Jahreszeit und Ort: Unser Körper passt sich an unseren Lebensraum an. So ist die leistungsoptimale Temperatur im Sommer höher als im Winter und in Süditalien höher als in Norwegen. Wir erleben diese Gewöhnung, wenn wir uns nach einem kalten Winter im Frühling bereits bei 18 Grad im T-Shirt in die Sonne setzen und die Wärme genießen, während wir nach einem heißen Sommertag am Abend bei 23 Grad einen Pullover überziehen.
- Bekleidung: Gerade bei Extremtemperaturen können Kleidungsvorschriften für unseren Körper sehr anstrengend sein. Der schwarze Anzug bei über 30 Grad Raumtemperatur ist hier das beste Beispiel.
- Persönliche Wahrnehmung: Nach klassischen Komfortkriterien müsste ein Aufenthalt am Strand bei 35 Grad unerträglich heiß sein. Trotzdem genießen wir ihn und zahlen sogar viel Geld dafür. So spielt auch die Akzeptanz der aktuellen Temperatur psychologisch eine große Rolle, wenn es um die optimale Raumtemperatur im Büro geht.